Wohnungspolitik

Wohnungspolitik
Woh|nungs|po|li|tik, die:
Gesamtheit der staatlichen Maßnahmen auf dem Gebiet des Wohnungswesens.

* * *

Wohnungspolitik,
 
Gesamtheit aller staatlicher Maßnahmen, die auf eine angemessene, dauerhaft gesicherte Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum gerichtet sind. Die Wohnungsbestandspolitik bezieht sich auf die Erhaltung, Bewirtschaftung, zweckmäßige Verteilung und Nutzung des vorhandenen Wohnungsbestandes, die Wohnungsbaupolitik auf die Schaffung neuen Wohnraums. Träger der Wohnungspolitik sind neben dem entsprechenden Bundesministerium die zuständigen Institutionen der Länder und Gemeinden. Die unmittelbare Zuständigkeit für konkrete Hilfen im Einzelfall liegt bei den Gemeinden, v. a. für Gruppen mit Zugangsproblemen auf dem Wohnungsmarkt (z. B. kinderreiche Familien, Alleinerziehende, ältere Menschen, Schwerbehinderte). Hier ist es möglich, vorhandene Belegungsrechte der Kommunen (direkte Einflussnahme auf die Wohnungsvergabe) im Wohnungsbestand zugunsten solcher Personengruppen einzusetzen oder neue Belegungsrechte dafür zu erwerben. Bund und Länder können gegebenenfalls untragbare Mietkostenbelastungen durch das Wohngeld mildern.
 
Ferner muss wegen der angespannten Wohnungsmarktlage, auch aufgrund des Rückgangs des Sozialwohnungsbestandes infolge vorzeitiger oder planmäßiger Rückzahlung der öffentlichen Mittel, auf die notwendige Ausweitung des Wohnungsangebotes hingewirkt werden. Der Bund unterstützt die für Wohnungsbauförderung (soziale Wohnraumförderung) originär zuständigen Länder daher verstärkt mit Finanzhilfen (Mischfinanzierung).
 
Einen weiteren Schwerpunkt der Wohnungspolitik bildet die direkte und indirekte Förderung der Eigentumsbildung. Wohnungspolitik ist damit zugleich Vermögenspolitik, praktische Familienpolitik und Bestandteil der sozialen Sicherung. Für die Wohnungspolitik stellte die deutsche Einheit eine große Herausforderung dar: Die ehemalige zentral gesteuerte, planwirtschaftliche Wohnungszwangswirtschaft musste gemäß Art. 22 Absatz 4 des Einigungsvertrages schrittweise in die soziale Marktwirtschaft überführt werden.
 
Zur Bewältigung dieser Aufgabe waren weiter zahlreiche Einzelmaßnahmen v. a. im Bereich des Vermögens- und Mietrechts und in der Wohnungsbauförderung notwendig. Große Bedeutung hatten insofern die 1991 und 1993 in den neuen Ländern durchgeführten Mietenreformstufen (Erste und Zweite Grundmieten-VO, Betriebskostenumlage-VO), die als entscheidender Schritt zur Verbesserung der Bewirtschaftungsgrundlagen für den Wohnungsbestand gewertet werden. Die Mietenanhebungen wurden durch eine besonders günstige Wohngeldregelung gemildert. Neben der Wohnungsmodernisierung und -instandsetzung ist die Wohnungsprivatisierung ein wichtiger Schwerpunkt der Wohnungspolitik. Sie soll eine breitere Eigentumsstreuung ermöglichen.
 
 
K. Behring u. G. Goldrian: Evaluierung wohnungspolit. Instrumente (1991);
 J. Eekhoff: W. (1993).

* * *

Woh|nungs|po|li|tik, die: Gesamtheit der staatlichen Maßnahmen auf dem Gebiet des Wohnungswesens.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wohnungspolitik — ist im engeren Sinne die öffentliche Politik, die sich auf das Wohnungswesen richtet. Der Begriff Politik bezeichnet hierbei zum einen das konkrete eingreifende Handeln, zum anderen die Zielvorstellungen, an denen sich dieses Handeln orientiert.… …   Deutsch Wikipedia

  • Sozialer Wohnbau — George Washington Hof in Wien Karl Marx Hof in Wien Sozialer Wohnungsbau bezeichnet den staatlich geförderten Bau von Wohnungen, für soziale Gruppen, di …   Deutsch Wikipedia

  • Sozialer Wohnungsbau — George Washington Hof in Wien …   Deutsch Wikipedia

  • Sozialwohnung — George Washington Hof in Wien Karl Marx Hof in Wien Sozialer Wohnungsbau bezeichnet den staatlich geförderten Bau von Wohnungen, für soziale Gruppen, di …   Deutsch Wikipedia

  • Divis Flats — Divis Tower in Belfast (2004). Die Divis Flats waren eine Wohnsiedlung im Westen der nordirischen Hauptstadt Belfast. Die ab 1966 erbaute Siedlung wurde fast ausschließlich von irischen Nationalisten bewohnt, die in ihrer Mehrzahl arbeitslos und… …   Deutsch Wikipedia

  • Jürgen Mümken — (* 1965 in Oeding) ist ein postanarchistischer Theoretiker. Mümken beschäftigt sich vor allem mit dem Verhältnis von Poststrukturalismus und Anarchismus. In einigen seiner Arbeiten geht er dem Verhältnis von anarchistischer und marxistischer… …   Deutsch Wikipedia

  • Mümken — Jürgen Mümken (* 1965) ist ein postanarchistischer Theoretiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Denken 3 Postanarchismus 4 Wohnungspolitik 5 Ausgewählte Werke …   Deutsch Wikipedia

  • Andrej Holm — (2011) Andrej Holm (* 8. Oktober 1970 in Leipzig) ist ein deutscher Sozialwissenschaftler und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt Universität zu Berlin. Er forscht zu Themen der Stadterneuerung, Gentrifizierung und Wohnungspolitik im… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutscher Mieterbund — Logo Der Deutsche Mieterbund e.V. (DMB) ist ein Bundesverband von Mietervereinen, der die Interessen der Mieterinnen und Mietern von Wohnraum in Deutschland vertritt. Er ist die Dachorganisation von 16 Landesverbänden. Diese bilden… …   Deutsch Wikipedia

  • Frankfurter Häuserkampf — Der um 1880 erbaute „Livingstonesche Pferdestall“ an der Ecke Ulmenstraße/ Kettenhofweg entging nur knapp dem Abriss für ein Bürohochhaus. Er wurde 1978 von der Stadt erworben, ist heute Sitz der Aktionsgemeinschaft Westend und dient als… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”